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        Was ist ein "Nietzscheaner"? 
         
         "Nietzscheaner" 
        ist ein Schimpfwort. Auch wer sich lange und eingehend mit N beschäftigt 
        hat - und ihm sogar in den meisten strittigen Fragen Recht gibt -, lässt 
        sich in der Regel ungern als "Nietzscheaner" titulieren. Der Grund ist 
        naheliegend: Man lässt sich nicht gern mit Halbverrückten in einen Topf 
        werfen, die sich als verkannte Genies wähnen  
        und schon deshalb dem **verkannten Genie N huldigen.  
        Als "Nietzscheaner" setzt man sich ferner dem - häufig begründeten - Verdacht 
        aus, man habe die Absicht und das Bedürfnis, einen Denker zu verabsolutieren, 
        der ständig das Relative, Perspektivische und **Ambivalente betont hat. 
        Ambivalent ist freilich auch Ns Ablehnung von "Anhängern". 
         
        Er hat sie nämlich nicht nur verspottet, sondern auch gesucht und vermisst. 
        Schon der 25jährige N spricht von seinem "ewigen Reden über Einsamkeit" 
        (an Erwin Rohde, 15. August 1869), später will er nach Menschen "auf 
        Raub" ausgehen und spricht sogar von "Jüngern", 
        die er vermisst, von denen er aber viel verlangen würde. 
         
       Andererseits betont 
        er mehrfach und mit Nachdruck seine Neutralität, 
        verabscheut bis zuletzt jeglichen Fanatismus 
        und verwirft sogar "Überzeugungen". 
         
        Eine "intelligente" 
        Haltung gegenüber N hat - wie kann es anders sein - niemand besser formuliert 
        als N selbst. 
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